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Stromtrasse Rhein-Main-Link

Die Energiewende ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Als Teil dieser großen Herausforderung steht der Ausbau der Stromnetze im Vordergrund, um erneuerbare Energien in die Zentren des Verbrauchs zu transportieren. Ein wichtiges Projekt in diesem Zusammenhang ist der Rhein-Main-Link, ein leistungsstarker Energiekorridor, der in Zukunft bis zu acht Gigawatt Windstrom aus dem Norden direkt in die Wirtschaftsregion Rhein-Main bringen wird.

Als Wetter SPD unterstützen wir diesen Vorgang aktiv und setzen uns dafür ein, dass die Verlegung der Stromtrasse durch unsere Stadtgemarkung nicht nur effizient, sondern auch unter Berücksichtigung lokaler Entwicklungspläne erfolgt. Von besonderer Bedeutung ist, dass über der Kabeltrasse und 40 Meter um die Trasse herum nichts gebaut werden darf – und das dauerhaft. Es muss also sehr gut abgewogen werden, an welchen Stellen wir in den nächsten Jahrzehnten dauerhaft auf Bebauung verzichten können.

Notwendigkeit und regionale Bedeutung

Deutschland strebt die Klimaneutralität bis 2045 an, ein Ziel, das ohne den massiven Ausbau erneuerbarer Energien und deren Transport in die Verbrauchszentren nicht zu erreichen ist. Der Rhein-Main-Link ist ein wesentlicher Baustein, um diesen Transport zu gewährleisten. Auch wenn der direkte Nutzen des Kabels für unsere Region auf den ersten Blick begrenzt erscheint – der Strom fließt ausschließlich in die Rhein-Main-Region – profitieren wir indirekt von den Leistungen dieser Wirtschaftsregion. Mancher nutzt den dortigen Flughafen, einige Arbeiten in der Region und Eintracht Frankfurt kann auch nicht ohne Strom im Stadion auflaufen.

Positiv sehen wir die Entscheidung, das Kabel unterirdisch zu verlegen. Wir halten dies für eine große Erleichterung, da oberirdische Leitungen zweifellos zu intensiveren öffentlichen Diskussionen geführt hätten.

Schutzstreifen und Nutzungseinschränkungen

Nach der Verlegung der Kabel bleibt ein etwa 40 Meter breiter Schutzstreifen bestehen, in dem keine Bebauung erlaubt ist. Diese Einschränkung ist von großer Bedeutung für die zukünftige Planung und Nutzung der betroffenen Flächen. Die Herausforderung dabei ist schnell erklärt:

Der Betreiber will möglichst effizient von Norden nach Süden kommen, also keine großen Umwege nehmen. Und gleichzeitig will er die Kabel möglichst nicht durch Wälder führen – was völlig verständlich ist. Auf der anderen Seite darf halt oberhalb des ca. 1,8 Meter tief liegenden Kabels nichts festes gebaut werden. Dies betrifft vor allem Straßen und Gebäude. Und da die Trasse sehr nah an Wetter vorbei führt, gibt es hier eine Herausforderung.

Geplanter Trassenverlauf Stand März 2024

Die Trasse im Detail

Für die Trasse gibt es einen sogenanten Präferenzraum und einen Trassenvorschlagskorridor. Der Präferenzraum ist mehrere Kilometer breit und stellt – vereinfacht gesagt – den gesetzlichen Rahmen dar, innerhalb dessen der Netzbetreiber sein Kabel verlegen soll. Der Trassenvorschlagskorridor ist nur ca. 250 Meter breit, er ist der aktuelle Vorschlag des Netzbetreibers. Hier gelangt man direkt zur Karte, hier zur Übersicht.

Die Kabelverlegung erfolgt im Regelfall unterirdisch, wobei Querungen von Straßen und Bächen meist geschlossen unter der Erde umgesetzt werden, in Ausnahmefällen auch oberirdisch. Bei der Verlegung des Kabels wird das Erdreich schichtweise abgetragen und in umgekehrter Reihenfolge wieder eingebracht. So soll dafür gesorgt werden, dass die natürlichen Bodenschichten weitgehend erhalten bleiben und wiederhergestellt werden. Das Kabel selbst liegt in einer Tiefe von ca. 1,8 Metern.

Für die Bauarbeiten wird ein temporärer Arbeitsstreifen von etwa 75 Metern Breite angelegt, der nach Fertigstellung auf einen dauerhaften Schutzstreifen von circa 40 Metern reduziert wird. In diesem Bereich sind keine Bauvorhaben zulässig, allerdings bleibt die Möglichkeit für landwirtschaftliche Nutzung und Viehzucht bestehen. Zudem wird die Option einer Überbauung mit Agrar-Photovoltaikanlagen im Einzelfall geprüft, wobei die leichte Zugänglichkeit der Kabel und Muffen im Falle eines Defekts eine wichtige Voraussetzung darstellt.

Die Installation von Muffenstationen (vereinfacht: Wartungszugänge) erfolgt in regelmäßigen Abständen von 1,0 bis 1,2 Kilometern entlang der Trasse, die äußerlich nicht sichtbar sind. Darüber hinaus sind Kabel-Übergabestationen vorgesehen, die in größeren Abständen von etwa 150 Kilometern platziert werden und eine zentrale Rolle in der Infrastruktur spielen. Für unseren Landkreis ist eine solche Station bisher nicht vorgesehen.

Wärme und Strahlung

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat ebenfalls ein Auge auf den Ausbau der Stromnetze – und informiert darüber ausführlich auf seiner Website. Dort ist unter anderem zu lesen, dass es zwar keine gesetzlichen Mindestabstände für Erdkabel zur Wohnbebauung gibt, dafür aber Grenzwerte.

Die magnetische Flussdichte oberhalb der Kabel liegt bei 50 Mikrotesla. Der Grenzwert liegt laut Amprion bei 500 Mikrotesla. Es handelt sich hierbei um Magnetismus, nicht um ein elektrisches Feld. Das elektrische Feld wird laut Netzbetreiber durch die Erde so stark gedämpft, dass es zu vernachlässigen ist.

Die Kabel geben auch Wärme ab, laut Netzbetreiber maximal ein Grad Celsius, was die Nutzung des Bodens oberhalb nicht beeinträchtigen soll.

Entschädigungen für Eigentümer und Pächter

Ein wichtiges Thema ist die angemessene Entschädigung der Grundstückseigentümer für die Bereitstellung ihrer Flächen. Amprion teilte dazu beim Infomarkt im Rosenpark am 19. März 2024 mit, dass bspw. in Baden-Württemberg bereits Rahmenverträge zwischen dem dortigen Landesbauernverband und Netzbetreibern geschlossen wurden, die als Orientierung dienen können. Diese Verträge sehen vor, dass Grundstückseigentümer einmalig 35 % des Verkehrswertes der betroffenen Fläche (genauer: der betroffenen Quadratmeter) als Entschädigung erhalten. Diese Regelung berücksichtigt sowohl die dauerhafte Dienstbarkeit, die im Grundbuch verankert wird, als auch die spezifischen Nutzungsbedingungen der Fläche. Bei den Pächtern verhält sich die Entschädigung etwas anders: hier kommt es darauf an, welche Schäden im Rahmen der Bauphase verursacht wurden und wie aufwendig die Wiederherstellung ist.

Info-Plakat von Amprion am 19.03.2024 zu Erkenntnissen bzgl. der landwirtschaftlichen Beeinträchtigung der Flächen

Mögliche Gewerbefläche und Solaracker betroffen

Ein Privatinvestor plant derzeit Freiflächen-Photovoltaik an der Umgehungsstraße, genauer am Kreisverkehr auf der K84 in Richtung Sterzhausen. Die Koexistenz von erneuerbarer Energieproduktion und der Energieinfrastruktur sollte grundsätzlich möglich sein, bedarf aber einer vorausschauenden Planung, um die Interessen aller Beteiligten zu wahren.

An der Umgehungsstraße zwischen Wetter und Amönau stellt sich das Problem deutlich gravierender dar. Aktuell haben wir hier landwirtschaftliche Flächen, die allerdings aufgrund ihrer Lage an der Umgehungsstraße und in der Nähe einer wichtigen Abfahrt ein hohes Potential für die Ansiedlung von Gewerbe bietet. Zur Erinnerung: wir reden hier davon, dass, wenn die Kabel erstmal im Boden sind, auf einer breite von 40 Metern entlang der Trasse nichts mehr gebaut werden darf. Die Implementierung der Trasse mit einem damit verbundenen langfristigen Bebauungsverbot würde die Möglichkeit einer gewerblichen Nutzung dieser Flächen für viele Jahrzehnte unterbinden. Angesichts der Bedeutung solcher Gebiete für die lokale Wirtschaftsentwicklung und Schaffung von Arbeitsplätzen in Wetter ist dies eine nicht zu unterschätzende Einschränkung.

Ausblick

Da wir hier von einem Vorhaben reden, dass auf mehrere Jahrzehnte Einschränkungen bei der Flächennutzung mit sich bringt, ist es hilfreich, wenn möglichst viele Leute einen Blick darauf werfen. Ein guter Startpunkt hierfür ist dieser Beitrag und die interaktive Karte, die unter diesem Link zugänglich ist. Durch die Visualisierung des Trassenverlaufs können Sie sich ein genaues Bild von den geplanten Baumaßnahmen und deren potenziellen Auswirkungen auf unsere Stadt machen.

Ihre Rückmeldung ist für uns von großer Bedeutung. Es hilft nicht nur dabei, ein umfassendes Bild der Bedenken und Anregungen aus der Bevölkerung zu erhalten, sondern dient am Ende auch dazu, dass Gespräche zwischen der Stadt und dem Netzbetreiber möglichst fundiert sind. Sie haben die Möglichkeit, Ihre Rückmeldungen direkt an Amprion zu senden (im Rahmen der Bürgerbeteiligung). Alternativ wenden Sie sich an die Wetter SPD, wir sammeln die örtlichen Anliegen und leiten sie an den Magistrat weiter.

Die Trassenführung muss die zukünftigen Entwicklungsziele der Region berücksichtigen, um eine Balance zwischen dem notwendigen Ausbau der Energieinfrastruktur und dem Erhalt und der Förderung lokaler wirtschaftlicher Entwicklungen zu finden. Wir unterstützen die Energiewende und wollen unseren Teil dazu beitragen, mit der Stadt Wetter hieran teilzunehmen. Darüber hinaus liegt uns daran, dass dieser Ausbau der Energieinfrastruktur im besten Interesse unserer Stadt realisiert wird. Durch Ihre aktive Beteiligung und das Teilen Ihrer Ansichten tragen Sie wesentlich dazu bei, die Zukunft Wetters gemeinsam mitzugestalten.

One Comment

    25. März 2024 REPLY

    Vielen Dank für die transparente Aufarbeitung des Vorhabens, Andreas.

    Das ist sehr hilfreich für den Diskussionsprozess, den wir in der https://www.bi-windkraft-wetter.de/ ja auch seit 12 Jahren erfolgreich gegangen sind.

    Die Neuaufstellung des Regionalplans fordert Wetter auf, ihre Entwicklungsideen dort zu verankern. Wetter fehlt ein Gewerbegebiet an der B252n. Das sollte im Einklang mit der Trasse stehen.

    Es ist daher dringend erforderlich, die möglichen Erweiterungsflächen für Bebauungen an der K123 und der B252n zu definieren und mit der Stromtrasse in Einklang zu bringen.

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